Munitionsfunde und der weitere Umgang damit

Wer einen Metalldetektor (oder einen Bergemagnet) hat und in Deutschland oder grundsätzlich in Europa damit unterwegs ist wird schon nach kurzer Zeit auf Überbleibsel aus irgend einer kriegerischen Auseinandersetzung stoßen.

Im „Idealfall“ sind es altertümliche Artefakte wie Pfeil- und Lanzenspitzen, Messer, Äxte aber auch Kanonenkugeln und Teile der Ausrüstung eines Soldaten aus alter Zeit. Die Bandbreite der Funde ist hier sehr groß, aber man muss sich im Regelfall keine Gedanken um eine etwaige Gefährlichkeit machen die von diesen Fundgegenständen noch ausgeht.

Anders sieht das seid der Einführung von modernen Waffen und Waffensystemen aus. Der erste und  zweiten Weltkrieges (1. u. 2. Wk) begegnet einem deutschen Sondengänger nahezu bei jedem Suchgang und sei es nur in Form von Granatsplittern aus Eisen oder Buntmetall. In anderen Ländern wie zum Beispiel dem Balkan können da noch weit modernere Waffensysteme mit der Sonde gefunden werden, man denkt da nur an den Jugoslawienkrieg den die meisten noch gut in Erinnerung haben dürften.

In der Hauptsache wird man in und um Deutschland herum aber Munition aus dem 2. Weltkrieg finden und das in nicht zu unterschätzender Ausführung, Menge und Zustand.

Ich werde immer wieder gefragt ob es nicht eine einfache Abhandlung (ein Buch) über mögliche Bodenfunde des 1.  und 2. Wk gibt, anhand dessen sich ein Sondengänger orientieren kann. Schön wärs… kann ich da nur zu sagen. Das Problem liegt in der Hauptsache darin das es eine extreme(!) Vielzahl an Waffen, aber vor allem Munition und Munitionsteilen gibt und das nicht nur bei der deutschen Wehrmacht sondern bei allen kriegsführenden Ländern – die Alliierten vorne weg, dicht gefolgt von Russland und den Rest von Europa. (Japan klammern wir an dieser Stelle mal aus).

Daher wäre so ein Buch kein Einzelwerk sondern eine Enzyklopädie ohne Anspruch auf Vollständigkeit da es neben der regulären Munition noch ungezählte Versuchsreihen gab die nirgendwo mehr dokumentiert sind. Hinzu kommt das der Fundzustand einer Munition im Vergleich zu einem Schnittbild oder einer Zeichnung oft nur noch sehr wenig miteinander zu tun haben…

Ich möchte versuchen hier nach und nach ein paar typische Munitions-Bodenfunde in Wort und Bild zu publizieren um zumindest eine kleine Erkennungshilfe geben zu können. Eine kleine im Aufbau befindliche Galerie findet man im Anschluss an diesen Artikel.

Grundsätzlich gilt aber: Was ich nicht kenne (nicht eindeutig identifizieren kann) lass ich liegen oder grabe es erst gar nicht aus!

Zur Gefährlichkeit von Fundmunition kann ich aber eine gewisse Entwarnung geben. Meines Wissens sind Unfälle – beim Ausgraben – sehr selten. Die meisten Unfälle mit Fundmunition passieren nachdem die Munition geborgen, mit nach Hause genommen wurde und dort versucht wurde diese zu delaborieren (entschärfen). Dabei spielt es keine große Rolle ob das der erste (und letzte) Versuch war oder das schon x-mal gut gegangen ist. Das zeigen auch die Statistiken der Betriebsunfälle bei den Kampfmittelräumdiensten – und das sind Profis!

Was aber wenn ich jetzt ein unbekanntes Fund-Objekt (in der Szene UFO genannt) gefunden habe und es so aussieht als könnte es Fundmunition sein – was dann?

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Das Melden von Fundmunition…

…ist in vielen Fällen, so lange einfach, so lange man es an Ort und Stelle belässt.

Ich muss diesen Satz so formulieren weil es eine weit verbreitete Unart ist, ein UFO erst mal auszubuddeln um es dann einzupacken, mit zu nehmen um es dann bei diversen Fundforen oder in den sozialen Netzwerken mit der Frage: „was ist das?“ der breiten Öffentlichkeit zu präsentieren. Neben der oben erwähnten Gefahr des Mitnehmens ansich kann man sich durch solche Veröffentlichungen richtigen Ärger einhandeln der nicht selten mit einer Hausdurchsuchung endet. Der Gesetzgeber versteht da keinen Spaß und das mit Recht!

Also zurück zum Grabungsloch :-)

Der Fund ist besichtigt und für „nicht sicher“ eingestuft. Als nächstes macht man das gleiche als wenn man einen archäologisch interessanten Fund gemacht hat – man merkt sich die Fundstelle oder besser noch nimmt GPS-Koordinaten des Fundplatzes auf. Nun wird das Loch markiert und wieder verfüllt und abgetarnt – im Wald mit Blättern oder Nadeln. Der Fund kann mit einem Stock oder besser noch einem Flatterband aus Kunststoff markiert werden. Jetzt kann man den Fundplatz verlassen und die 110 wählen. Die Polizei ist in vielen Fällen der richtige Ansprechpartner, da er die Meldung direkt an den Kampfmittelräumdienst (KMRD) weiterleitet der dann zeitnah reagieren muss.

An exakt dieser Stelle sei ein weit verbreiteter Irrglaube genannt, das das Nennen des Fundplatzes oder der Koordinaten ausreicht ohne das man selbst noch mal vor Ort kommen muss. Versucht mal im Wald eine Koordinatenbestimmung anhand einer Karte oder besser noch eures Handys mit GPS-Funktion auf den Meter genau zu machen – es geht nicht!! Genau aus dem Grund müsst ihr mit der Polizei oder dem Kampfmittelräumdienst noch einmal die Fundstelle aufsuchen und wenn ihr vorher gute Vorarbeit geleistet habt (Markierung) dann könnt ihr auch ganz schnell wieder eures Weges gehn – aber nur so – funktioniert das!

Leider(!) werden vereinzelt Fundmeldungen bei Polizei oder dem KMRD aber auch dazu genutzt den Melder als illegal arbeitender Sondengänger anzuzeigen oder zumindest ihn mit erhobenen Zeigefinger und wilden Drohungen über seine illegale Sondierungen „aufzuklären“.  Ein meiner Meinung nach völlig destruktives Verhalten welches nicht entschuldbar ist und wo ich an dieser Stelle Sondengänger absolut verstehen kann wenn diese zukünftig (oder von vornherein) keine Meldungen mehr machen (wollen).

Solltet ihr hingegen Munition an der Oberfläche finden so solltet ihr die wie jeder Nicht-Sondengänger auch, bei den Ordnungsbehörden melden. Solange ihr keine Sonde dabei habt kann euch auch im Regelfall auch kein Ungemach treffen…

Grundsätzlich ist der Kampfmittelräumdienst (KMRD) aber froh um jede Meldung und in den meisten Fällen gibt es auch keine „Schimpfe“. Ausnahmen gibt es immer, aber auch wenn Ihr einen mündlichen Verweis erhaltet so bleibt freundlich und sachlich und lasst euch nicht provozieren, nur so dämmt ihr weitere Interaktionen ein – aber das ist wie gesagt nicht die Regel. Der KMRD kann aber in folgenden Fällen ungehalten reagieren;

  1.  wenn Funde nicht am Ort sondern bei Euch zu Hause auf Abholung warten
  2.  wenn ihr den KMRD (wiederholt) für jede einzelne Patrone ruft
  3.  wenn ihr den KMRD  zum wiederholten Male in den gleichen Fundbereich beordert
  4.  wenn ihr ständig Munitionsfunde meldet – das deutet darauf hin das ihr vorzugsweise nach derselben sucht, aus welchen Hinter-Gründen auch immer…

Häufig kommt auch die Frage auf, was passiert wenn man den KMRD wegen eines Fundobjektes ruft was sich dann aber als harmlos herausstellt. Hier gibt es eine klare Aussage;

Lieber dreimal eine Munitionsfundmeldung machen und dreimal ein Grinsen des KMRD ertragen wenn es wieder nur ein altes Rohr ist was im Boden steckt, als einmal einen wirklich gefährlichen Fund liegen zu lassen!

Seid Manns (oder Frau) genug und habt den Arsch in der Hose die Polizei oder den KMRD zu rufen, nur so habt ihr ein gutes Gewissen und könnt mit Fug und Recht behaupten nicht zu denen zu gehören die mehr Angst als Vaterlandsliebe haben – im wahrsten Sinne des Wortes!

Ein ganz wichtiger Hinweis für Magnetangler: Wenn Ihr z.B. eine scharfe Granate am Magneten habt dann tut Euch selbst den Gefallen und versucht (vor allem bei großen/starken Magneten) nicht dieses Kampfmittel selbst vom Magneten zu lösen – das kann im blödesten Fall das letzte sein was ihr in eurem Leben getan habt…

Ein ganz kleiner Einblick…. Fundmunition – Galerie

Ein sehr häufiger Fund ist die alliierte Stabbrandbombe. Diese wurde in riesigen Stückzahlen aus Flugzeugen abgeworfen und ist vor allem in stadtnahen Regionen sehr oft zu finden. Mehr als 80 Millionen(!!) davon wurden über deutschen Städten abgeworfen, daher hier dieser besondere Hinweis. Zwei Detailbilder findet man auch unten in der Galerie, aber auch der Infolink hier im Text gibt interessante Details preis.

Was mich in dem Zusammenhang aber wahnsinnig nervt sind die unwissenden Posts in Foren und sozialen Medien und schlimmer noch die reißerischen Zeitungsartikel dazu, wo Stabbrandbomben oft als unmittelbar gefährlich deklariert werden und das Gefahr für Leib und Leben bestünde wenn man sie nur anfassen würde. Richtiger sind dazu folgende Ausführungen:

  • Amerikanische und englische Stabbrandbomben sind handhabungssicher und stellen beim Auffinden keine unmittelbare Gefahr für Leib und Leben dar wenn man damit sachte umgeht (nicht werfen, nicht mit Grabungswerkzeugen „säubern“, etc.)
  • Diese Stabbrandbomben können im inneren Sprengladungen (Zerlegerladungen) enthalten – das ist aber oft von außen nicht erkennbar!
  • Stabbrandbomben sind nicht mit Phosphorbomben zu verwechseln, das ist eine ganz andere Sache – siehe dazu Bild und Kommentar in der Galerie.
  • Stabbrandbomben NIEMALS  versuchen zu öffnen!! Neben einer latenten Brandgefahr bei der Bearbeitung mit Werkzeugen (Stahl vs Magnesium..), können beim Versuch den Bombenkörper zu öffnen Zerlegerladungen detonieren – das wars dann..
  • Stabbrandbomben NIEMALS ins Feuer werfen!!
  • Stabbrandbomben unterliegen dem KWK und wer die mitnimmt (egal aus welchen Gründen) macht sich strafbar. Bei Sondengängern steht, je nach Bundesland, dann nicht selten noch eine Hausdurchsuchung an.
  • Stabbrandbomben sind wie jede Art von Munition der Polizei oder dem KMRD zu melden. Eine „Meldung“ in Foren und anderen sozialen Netzwerken ist dahingegen eher suboptimal und zieht meist unnötig-panikmachende Kommentare nach sich.
  • Letzter wichtiger Hinweis: Wenn das Fundobjekt anfängt zu qualmen ist es keine Stabbrandbombe sondern Munition mit Phosphor – in dem Fall den Fund SOFORT mit reichlich Erde abdecken und ebenfalls SOFORT die Polizei verständigen – in dem Fall besteht unmittelbarer Handlungsbedarf!!

Weitere häufige Munitionsarten

Ein ebenfalls sehr häufiger „Gast unter der Sonde“ – zumindest im Westen ist die Munition (Patrone) des Kalibers .50 Browning Maschinengewehrs. Eine Farb- und Kennzeichnungstabelle findet man in diesem PDF-Dokument. Als meldepflichtige Projektile (Geschossspitzen) sind hier alle Cal.50 mit schwarzer (seit 2017), blauer oder silberner Spitze genannt, wobei die Farbe nur im Idealfall noch gut erkennbar ist. Im Zweifelsfall lasst Ihr am besten alle Geschossspitzen dort wo ihr sie gefunden habt, aber am besten noch einen Spatenstich tiefer..   Die Geschossspitzen selbst sind zwar  transportsicher, was aber keinesfalls heißen soll das die mit nach Haus genommen werden sollen. Ein Verstoß kann empfindliche Strafen nach sich ziehen!!

Update-Stand: 24.07.2020

In eigener Sache ……….
Ich verdiene meinen Lebensunterhalt in erster Linie mit dem Verkauf von Metalldetektoren und Zubehör. Mein Ziel ist es jedoch auch, möglichst umfassende Informationen für Sondengänger und Sondengänger-Anfänger zu geben und auch die angebotenen Produkte so transparent wie möglich darzustellen und damit fundierte Informationen jenseits von Werbeversprechen und rein technischen Informationen zu bieten. Wenn Ihr meine Arbeit auch für zukünftige Projekte unterstützen möchtet, freue ich mich über Euren Einkauf im Shop.

Alle hier gezeigte scharfe Munition wurde beim Kampfmittelräumdienst gemeldet!

Die Galerie wird nach und nach ausgebaut. Wenn ihr ein paar (scharfe) Fotos habt die hier veröffentlicht werden können – dann her damit!