Akustische oder optische Metallartenanzeigen und ihre Besonderheiten
Die Zeiten wo es eine meist noch teure Besonderheit war, dass ein Metalldetektor mit einem Diskriminator oder gar einer Leitwertanzeige ausgestattet war, sind längst vorbei. Im Gegenteil – heutzutage ist es die absolute Ausnahme ein Gerät ohne Diskriminator und/oder Leitwertanzeige zu erwerben, selbst bei sehr preiswerten Geräten. Reine Allmetallsuchgeräte werden eigentlich nur von gewerblichen- oder militärischen Nutzern gekauft – oder- aus Unwissenheit- von privaten Suchern…
Reine Allmetalldetektoren sind das letzte Mittel der Wahl zur „normalen“ Schatzsuche und haben weder bei der Antiksuche, noch bei der Suche nach Militaria eine wirkliche Berechtigung. Kaufgrund vor allem für ausgemusterte Militärdetektoren ist die Hoffnung, mit diesen Geräten tiefer und vor allem besser zu finden – was aber an dieser Stelle ganz klar gesagt werden muss – ein gewaltiger Irrtum ist!
Bereits kurz nach der Wende tauchten die ersten DDR-Minensuchgeräte MSG-75 auf. Zwischendurch gab es dann eine Schwemme von österreichischen Minensuchgeräten des Typs Schiebel AN-19/2 und seit ein paar Jahren dann das deutsche Ebinger 420 S/PB – um nur ein paar Beispiele zu nennen.
Alle Geräte wurden zur Suche nach Minen und anderer Munition entwickelt und zeichnen sich fast alle durch eine extreme Empfindlichkeit, selbst auf kleinste Eisenteile aus – was allerdings auch Sinn und Zweck ist, da neuzeitliche Minen oft nur einen ganz geringen Anteil an Metallen besitzen die detektiert werden müssen. Spätestens der 2. Weltkrieg hat so viel Eisen über Europa und speziell Deutschland gebracht, dass man sich- auch ohne je einen Metalldetektor benutzt zu haben- vorstellen kann, was das für ein „Konzert“ bei der aktiven Suche geben muss…
In Anbetracht dessen,dass 80% der Metallteile im Boden Eisenteile sind, kann man sich vorstellen, warum ein Diskriminator oder eine Metallartenerkennung unverzichtbar bei der Hobby-Metallsuche sind!
Lediglich bei der Tiefenortung (suche nach größeren Metallteilen in größeren Bodentiefen) sind Allmetalldetektoren die einzige sinnvolle Wahl, da ab ca. 50 cm Objektiefe keine verläßliche Metallunterscheidung mehr möglich ist!
Der Diskriminator dient in erster Linie dazu, Eisen von Nichteisen zu trennen.
Durch viele Kriege, aber auch durch die Industrialisierung und den Bedarf an Nägeln, Bolzen und vieles andere über Jahrtausende durch Menschen hergestellte Eisengegenstände, sind unsere Böden mit unzähligen Eisenfragmenten, z.B. von Bomben und Granaten gespickt. Aber auch Nägel und andere Eisenkleinteile machen die Metallsuche ohne Diskriminator zur wahren Schwerstarbeit. Im Folgenden möchte ich die Unterschiede der einzelnen Anzeigessysteme – 1-Ton / Mehr-Ton / optische- und Kombinationsanzeigen erläutern.
Akustische 1-Ton Metalldetektoren
Der klassische Diskriminator trennt Eisen von allen anderen Metallen (im Folgenden „Buntmetall“ genannt). Trennen ist dabei vielleicht etwas mißverständlich – die Bezeichnung „Ausblenden“ trifft es eher.
Eine besonders Eigenschaft fast aller Geräte mit einem 1-Ton Diskriminator ist die Möglichkeit, bei der Umschaltung von Allmetall auf Diskriminator ein „gutes“ von einem „schlechten“ Signal zu unterscheiden.
Oft kommt es vor, dass man in der Betriebsart Diskriminator ein kratzendes oder bröckelndes, nicht eindeutiges Signal hört und sich nicht sicher ist, ob da möglicherweise ein interessantes Objekt, zum Beispiel in größerer Tiefe, liegt. In diesem Fall schaltet man das Gerät auf Allmetall um; ist jetzt das Signal klar und laut zu hören, kann man (in 90% der Fälle) davon ausgehen, daß es sich bei dem Objekt um Eisen handelt. Ist das Signal dann aber immer noch verhältnismäßig schwach und leise, tut man gut daran, zu graben…man weiß ja nie!
Als Audio-Beispiel kann man sich hier die Signaltöne des XP ADX 150 pro anhören. Das im Text beschriebene Knacken des Anzeigetons bei eingestelltem Diskriminator ist hier gut zu hören (etwa ab 1.35 Min.)
Ausnahmen: Man hat den Diskriminator so weit zugedreht, daß auch einige Buntmetalle ausgeblendet werden. Oder – der Boden in dem sich ein Buntmetallobjekt befindet ist mineralisch, so dass tiefer liegende Objekte dann als Eisen erkannt und ausgeblendet werden, was gar nicht so selten passiert. Eine Thematik, die an anderes Stelle noch vertieft werden wird…
An dieser Stelle möchte ich aber noch etwas zum Thema Diskriminierung von sogenanntem Kulturschrott sagen.
Ich werde immer wieder gefragt, ob es nicht eine Möglichkeit gibt, z.B. Abziehlaschen von Getränkedosen oder Silberpapier auszublenden und gleichzeitig noch alle interessanten (?) Funde anzuzeigen.
Fakt ist, daß man solchen Kulturschrott ausgeblendet bekommt, dafür ist speziell bei allen Teilen aus Aluminium der Regler für den Diskriminator bis zum Anschlag zuzudrehen. Allerdings bekommt man dann auch nichts anderes mehr angezeigt, außer vielleicht die Einweggrillform vom letzten Strandfest oder den grasbewachsenen Gullydeckel, aber mit Sicherheit keine einzelnen Münzen oder gar filigranen Goldschmuck.
Ich empfehle bei 1-Ton Geräten den Diskriminator nur so weit zuzuregeln, dass Eisen gerade ausgeblendet wird.
Bei vielen TESORO-Detektoren liegt dieser Bereich in etwa zwischen IRON und FOIL. Auf Grund der höheren Arbeitsfrequenz ist bei einem größeren Eisenteil aber keine Diskriminierung mehr möglich. Bei Geräten der Firma XP (Bsp. ADX 150 pro) mit niedriger Frequenz kann der Disk-Regler zwischen 3,5 und 5 eingestellt werden. Dann können auch größere Eisenteile sicher ausgeblendet werden. In beiden Fällen wird Buntmetall (im Regelfall) nicht ausgeblendet.
Akustische Mehr-Ton Metalldetektoren und optische Leitwertanzeigen
Hier könnte jetzt jemand mit einem Gerät, dass mit einer optischen Objektanzeige (Leitwertanzeige) ausgestattet ist, sagen:
„ Ich kann aber auf meinem Display sehen, ob das eine Abziehlasche oder Silberfolie, eine Münze oder ein Goldring ist „. Denkste….
Mittlerweile haben die meisten Hersteller mindestens einen Detektor im Programm, der wenigstens eine optische und / oder akustische Leitwertanzeige besitzt. Die Werbung tut ihr übriges dazu, dem Anwender Glauben zu machen, dass er DEN ultimativen Metalldetektor mit der geilsten Leitwertanalyse- seit es Metalldetektoren gibt- erwerben kann. Das ist gelinde gesagt ganz viel warme Luft, verpackt mit zusätzlichen Ausstattungen und Werbeversprechen, die unter dem Strich wie eine Seifenblase zerplatzen, wenn man sich mit der Thematik ein bisschen differenzierter auseinandersetzt – was wir hier gerade tun!
Fakt ist, dass die Leitwertbereiche von Metallobjekten je nach Größe, Lage, Materialgefüge und vor allem der Bodenzusammensetzung so unterschiedlich sind, dass eine sichere Zuordnung über eine Leitwertanzeige nicht möglich ist!
Akustische- und optische Leitwertanzeigen sind reine „Tendenz-Anzeigen“ – die tendenziell aussagen – da ist Eisen, oder da ist Buntmetall… Eine SICHERE Zuordnung von Metallarten ist nicht möglich!
Als Audio-Beispiel kann man sich hier z.B. die unterschiedlichen Signaltöne des Bounty Hunter Lone Star pro anhören. Zu hören sind unterschiedliche Tönhöhen bei unterschiedlichen Metallobjekten wobei hier schon (im Medium Luft) auffällt, dass die sicherste Anzeige noch die von Eisen oder Eisenlegierungen ist….
Wer sich (wie ich in der Vergangenheit auch) nur auf sein Display und seine großzügige Ausblendung von z.B. Abziehlaschen oder Folie verlässt, kann beim Nachsuchen ohne Displayunterstützung auf bereits begangenen Flächen ein wahres Wunder erleben. Sicher wird man dabei auch den einen oder anderen Kulturschrott doch noch ausgraben, sich aber gleichzeitig auch fragen, was man vorher alles „Gutes“ überlaufen hat.
Ein Detektor mit Leitwertanzeige hat natürlich dennoch seine Berechtigung, nämlich dann, wenn viel Eisen im Boden ist oder immer wieder Objekte zu finden sind, die an der Oberfläche oder in derselben Tiefe liegen und die alle die gleiche Größe und aus dem gleichen Material gefertigt sind. So zum Beispiel Geschosse aus Kupfer oder Messing. Hier kann mit etwas Übung relativ sicher zwischen guten und schlechten Signalen anhand des Leitwertes unterschieden werden. Sobald jedoch die gleichen Objekte unter anderen Fundumständen geortet werden (Lage und Tiefe) kann es nicht mehr zu einer sicheren Messung kommen.
Fehlsignale
Es tritt des öfteren auch folgendes „Ereignis“ ein:
Man hat ein sehr gutes – sich wiederholendes Signal. Man fängt voller Erwartung an zu graben und fördert statt dem erhofften tollen Fund, in oft nicht unerheblichen Tiefen, z.B. eine Getränkedose oder ein Hufeisen, zu Tage. Dies kann aber genauso auch mit kleineren Eisenteilen passieren.
Dieses Phänomen ist völlig normal und bei fast allen differenzierenden Systemen zu beobachten. Ab einer bestimmten Objektgröße und Tiefe ist der Diskriminator nicht mehr in der Lage, eine Unterscheidung zwischen „gutem“ und „schlechtem“ Material zu machen (Fehlsignal).
Hinzu kommt, daß dieser Effekt bei Eisenteilen auftritt, die in der Erde vor dem Ausgraben lange an einem Platz gelegen haben. Bedingt durch die lange Lagerung hat sich ein Oxidfeld (Rost) um das Eisenteil gebildet, was das eigentliche Eisenteil für den Detektor elektrisch größer macht. Es erzeugt ein größeres Induktionsfeld.
Wird beim Graben dieses Oxidfeld zerstört, kann es vorkommen, dass das Eisenteil nun „ordentlich“ diskriminiert und nicht mehr angezeigt wird. Um sich dessen sicher zu sein, schaltet man von Disk auf Allmetall um. Wenn jetzt das Objekt wieder „da“ ist, kann man mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass es sich um Eisen handelt.
Geschmiedete Nägel und Eisenbolzen können auch ein „gutes“ Signal erzeugen, mit ein wenig Übung hört man aber auch hier bald die feinen Unterschiede zu einem reinem (sauberen) Signal.
Oft wird von Sondengängeranfängern der Fehler gemacht, dass der Diskriminator höher gestellt oder Eisen „ausgeschaltet“ wird. Dies kann fatale Folgen haben! Der Diskriminator sollte kleines bis mittelgroßes Eisen (Masse 50-200g) entweder völlig oder mit klaren Eisensignal ausblenden/anzeigen können. Ist dies nicht möglich, so liegt es wahrscheinlich an der Eisenart und Form und/oder am Boden in dem das Eisenteil liegt und nur in den seltensten Fällen an einer Fehlfunktion des Detektors!
Oft hilft es hierbei schon, die obere Bodenschicht wegzuräumen, danach „greift“ der Diskriminator oft besser.
Rundes Eisen, Kettenglieder, Kronkorken u.ä. geformtes Eisen kommt oft als gutes Signal zur Anzeige – DAS sollte man sich merken und in diesen Fällen den Diskriminator nicht höher einstellen!
Wenn der Diskriminator zu hoch eingestellt wird, geht erstens in vielen Fällen Reichweite verloren und zweitens werden dabei oft „gute“ Signale überlaufen!!
Die Infoseite unter anderem auch zum richtigen Einstellen des Diskriminators findet sich hier
Generell gilt:
Es gehört einiges an Erfahrung dazu, die Objektinformationen, die man akustisch oder optisch erhält, richtig zu deuten. Dies ist nicht von heute auf morgen möglich und bedarf einer sehr intensiven Nutzung des Gerätes.
In eigener Sache…….
Ich verdiene meinen Lebensunterhalt in erster Linie mit dem Verkauf von Metalldetektoren und Zubehör. Mein Ziel ist es jedoch auch, möglichst umfassende Informationen für Sondengänger und Sondengänger-Anfänger zu geben und auch die angebotenen Produkte so transparent wie möglich darzustellen und damit fundierte Informationen jenseits von Werbeversprechen und rein technischen Informationen zu bieten. Wenn Ihr meine Arbeit auch für zukünftige Projekte unterstützen möchtet, freue ich mich über Euren Einkauf im Shop.
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